Thorsten Konigorski

Startseite / Journal

Lebenslicht

Es bedarf nicht visueller Glattheit, auch nicht jener Hochglanzästhetik, die die Werbeindustrie bis zum Überdruss nutzt, ganz im Gegenteil. Es geht auch nicht um ein erwartetes Happy End, selbstverständlich nicht, sondern eher vielleicht um Erlösung. Aber selbst, wenn die nicht sichtbar wird: damit kann ich leben (in Bachs Musik ist sie ubiquitär, oder, wie es auf der Webseite des Collegium Vocale Gent hierzu heißt: „There are no answers. Only Bach’s music can alleviate the pain“). Sichtbarmachung ist ein Unterfangen, das mich anspricht, und kulturelle Verheutigung sowieso. Beides gleichzeitig im Kontext von Alter Musik kann nicht ohne Stilbrüche gehen, also auch insofern kein Problem.

Ich habe daher lange überlegt, was genau es ist, das mich an dem von Philippe Herreweghe für sein aktuelles Projekt verwandten Film „Lebenslicht - eine Familiengeschichte in Zeiten der Verzweiflung“ von Clara Pons stört. Lichtführung und Bildsprache zur heutigen Unbehaustheit und Tristesse jedenfalls sind es nicht. Nein, es ist das Schablonenhafte und das Abgenutzte der Settings darin. Auch wenn es schwer sein dürfte, einen Film zu finden, der der (vom Collegium Vocale Gent großartig interpretierten) Musik Bachs gegenüber kein künstlerisches Gefälle aufwiese: es sind dieser Musik nun wirklich unwürdige Stereotype, wenn zum x-ten Male ein Protagonist sinnierend allein durch den Wald schreitet. Nachdenkliches Starren ins Leere. Regen, Nacht, Tankstelle. In die Höhe steigende Vögel, einsamer See. Das ist Perpetuierung verbrauchter Bildklischees. Eine verpasste Chance, schade.

Thorsten Konigorski · Vechta · 0170 7975575 · Impressum